YEAH 
YEAH
YEAH

Das YEAH YEAH YEAH Zeitalter ist angebrochen,

Hauptsache allen geht’s postfaktisch super.
Das sechste Album von 5/8erl in Ehr'n ist ein auf die jetztige Welt gerichtetes, inklusive Coping-Mechanismen (for trial and error z.B.: vapen, waschen, schönreden).

Eröffnet wird YEAH YEAH YEAH mit einem beethovenschen Kunstlied, in dem die Schlagworte „OE24“, „Fellner“ und „Uhrenkind“ zusammen finden. Eingebettet in ausgeklügelte Klavier-Harmonien singen Max Gaier und Robert Slivovsky erstmals im Belcanto-Stil über den Boulevard und große Düsternis.

Es ist noch lange nicht Feierabend, wenn es um die Ausschöpfung der Potenz dieser Band geht. Als Akustik-Puristen und Erfinder des Wiener Soul haben 5/8erl in Ehr'n begonnen, auf YEAH YEAH YEAH spielt sich die Band nicht nur mit neuen Instrumentierungen.

Vom Groove der marokkanischen Gnawa infiziert treiben uns 5/8erl in Ehr'n in eine polyrhythmische Wolke aka Café Laternderl, wo nach tausend Bier und hundert Gsichtern der Text verschwimmt.

Die Band will gesünder leben und schafft mit Vaporizer (= Paralizer, Magnetizer, Supersizer u.v.m.) einen Selbstoptimierungs-Reggae.

Eine inhaltliche Nullaussage ist der Wohlfühl-Afro-Cuban This is a political message, dessen Nachsatz „Yeah Yeah Yeah“ zum Albumtitel geworden ist.

Als Hawaiigitarren-Rumba schwebt Die Sonne über Europa (Ruido), schlüpfrig einlullend, mit einer Mischung aus Hymnen- und Schlager-Text, in dem viel Lärm (= Ruido) versteckt ist. So schön, dass einem schlecht werden kann.

Konsequent gibt die Band ihren Fans neue Rätsel auf: Die Kurve muss jede*r selbst nehmen, wenn auf A Hand wascht die andere Apokalypse auf Waschrituale und eine Bach-Moll-Invention auf E-Gitarre trifft, wenn in der wunderschönen Fahrstuhljazz-Nummer Gespräche führen der Text obsolet geworden ist und die Sänger zu scatten beginnen oder wenn der legendäre Bertl Mayer (Achtung! Einziges Gastspiel auf dem Album.) ein Mundharmonika-Solo für den groovy-entrückten Popsong Jessica abliefert, in dem sich die Menschen nicht mehr streiten, sondern im Refrain euphorisch einen Namen zelebrieren, der den sozialen Statusverlust als Sonderangebot mitliefert.

Ihr sechstes Album haben 5/8erl in Ehr'n erstmals im eigenen Studio produziert, aufgenommen, editiert und gemischt. YEAH YEAH YEAH hört man den Luxus an, dass die Band im Entstehungsprozess mehr als gewohnt experimentieren, herumspielen und sich ausprobieren konnte. In so einem Mindset kommt es dann auch zu Kooperationen wie mit der Gruppe rund um das wissenschaftliche Kunstprojekt SEEC für Schau wo wir jetzt sind.

5/8erl in Ehr'n sind zu einer raren Spezies geworden, eine Band, die nicht zusammengestellt und produziert wurde, um schnell verwertbares musikalisches Fastfood zu erzeugen, sondern seit über 13 Jahren unökonomisch und im DIY-Modus, basisdemokratisch, ergebnisoffen und ohne vordefinierte Ästhetik arbeitet, mit fünf Bandmitgliedern, die nicht gleich gestrickt sind und sich zusammenraufen müssen. Dass es diese Band noch immer gibt, ist eine Absage an Ego-Trips und eine Liebeserklärung an den Pluralismus.

Am Ende steht immer die Liebe.

Und natürlich gibt es sie, die Nummern, die auf keinem Achterl-Album fehlen dürfen: Wo man Stundenlang die Augen zumacht und im Sessel zurücksinkt. Wo man aufschluchzt, weil es einen so unvermittelt trifft. Du nimmst mi ausanand ist kein verliebtes, blumiges Lied, sondern eines über die große Liebe. Eine Ode an das Streiten, daran, das Gesicht zu verlieren und für ein Zeitl auch nicht danach zu suchen müssen.

Text: Kristin Gruber

© 5achterl OG 2023
chevron-down-circle